Soft Skills: Was macht den Dritten Sektor attraktiv?
Soft Skills sind gar nicht so weich, denn sie werden auch im Dritten Sektor – sprich: in Vereinen, Verbänden, Stiftungen, Interessengemeinschaften und andere Arten von Non-Profit-Organisationen – immer wichtiger. Gerade die vermeintlich weichen Faktoren haben „harte“ Auswirkungen auf Ehrenamtler und Arbeitskräfte im Dritten Sektor.
Motiviert durch unsere tägliche Beratungspraxis, aktuelle Fachartikel und zahlreiche Gespräche mit Verantwortlichen aus dem Nonprofit-Sektor haben wir uns mit dieser Frage beschäftigt: Welche Eigenschaften sind für künftige Stiftungsmanager, Vereinsvorstände und nicht zuletzt für die stetige Verbesserung unserer Dienst- und Beratungsleistungen erforderlich? Der Dritte Sektor besteht seit Jahren nicht nur aus ehrenamtlichem Engagement, sondern hat einen Anteil am deutschen Arbeitsmarkt. Welche Qualitäten braucht es also, um im Dritten Sektor für Arbeitskräfte attraktiv zu sein?
Wir sagen: Es sind insbesondere sieben weiche Faktoren, die neben einer entsprechenden digitalen Kompetenz das Miteinander, die persönliche und individuelle Beratung und damit den gemeinschaftlichen Erfolg nachhaltig möglich und besser machen.
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Die Lernfähigkeit
Wir müssen in Zukunft kontinuierlich aktiv lernen und uns weiterentwickeln. Wer an seinen Fähigkeiten stetig arbeitet, wird auch am Arbeitsmarkt erfolgreich sein. Wir brauchen eine Mentalität im Dritten Sektor, sich über den Tellerrand blickend neues Wissen anzueignen, Herausforderungen zu suchen und aus Fehlern zu lernen. Außerdem müssen wir im Nonprofit-Bereich von anderen Disziplinen lernen.
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Komplexes Problem lösen
Wir müssen uns in Situationen hoher Komplexität, Intransparenz und Dynamik strategisch verhalten, damit umgehen können, dass es mehrere Ziele gleichzeitig gibt, die priorisiert werden müssen. Gerade im Dritten Sektor steht das ideelle Ziel im Vordergrund, aber auch Finanzierung, Wirtschaftlichkeit, Produktivität, Effizienz, die Interessen unterschiedlicher Gruppen (Stakeholder) müssen berücksichtig werden. Wir sollten nicht alle Informationen gleichzeitig verarbeiten wollen, sondern das Dickicht so lichten, dass wir mit dem verbleibenden Realitätsausschnitt umgehen lernen.
Selbstverständlich sind moderne Kanban-Systeme und die Unterstützung durch digitale Werkzeuge und Datenbanken hilfreich und notwendig. Aber letztlich sind es die Menschen, Akteure, die mit ihrer Lösung den Stiftungszweck erfüllen.
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Flexibilität und Resilienz
Man könnte denken, es seien zwei verschiedene Kompetenzen. In Wahrheit sind sie aber zwei Seiten einer Medaille: In einem volatilen Arbeitsmarkt werden wir uns immer wieder auf neue Teams, Aufgaben und Arbeitsumgebung einstellen müssen. Das erzeugt Ungewissheit, Bindungslosigkeit und Stress. All das können wir nur verkraften, wenn wir unsere Widerstandskraft trainieren, unsere Resilienz. Die Akteure und zum Teil ehrenamtlichen Kräfte, die im Rahmen der Corona-Krise gefordert waren und nun noch mit der Flutkatastrophe zu tun haben, können das gewiss bestätigen. Wer sich hier nicht die Möglichkeit geschaffen hat, auch einmal aus dem Hamsterrad auszubrechen oder im Hobby oder Spaziergang Resilienz zu üben, wird nach der Krise dem ehrenamtlichen Engagement nicht mehr zugetan sein.
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Kritisches Denken
Wir müssen fähig sein, über gewöhnliche Lösung hinaus zu denken und die Stärken und Schwächen alternativer Lösungen zu identifizieren. Darüber hinaus müssen wir sie so klar darstellen können, dass andere in der Lage sind, sie logisch zu durchdringen. Kritisches Denken bedeutet auch, die eigene Arbeit – und auch die anderer – immer wieder kritisch zu hinterfragen, um die Resultate zu verbessern, Nachhaltigkeit zu gewährleisten und dadurch letztlich unsere Stiftungs- und Vereinsziele zu erreichen.
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Mitgefühl
Mitgefühl ist entscheidend, wenn man in immer neuen Teams arbeitet oder diese führt, immer neue Projekte zur Verwirklichung der Stiftungszwecke durchführt oder den Menschen mit seinem Engagement helfen möchte. Man muss verstehen, was man selbst und andere gerade durchmachen, für jemanden fühlen können, sich also wirklich um sein (vielleicht virtuelles) Gegenüber kümmern. Und: Man sollte wirklich die Absicht haben zu helfen. Nur so können Teams in Zukunft erfolgreich sein.
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Kreativität und Eigeninitiative
Repetitive Arbeit wird es bald nicht mehr geben oder wird durch digitale Werkzeuge durchgeführt. Wir müssen kreativ sein, um einen Mehrwert aus neuen Angeboten, Arbeitsweisen und Technologien herauszuholen. Und das müssen wir aus eigenem Antrieb tun – und nicht, weil der Chef uns das aufträgt. Der Chef gehört wie starre Hierarchien der Vergangenheit an. Natürlich braucht es Führung und Verantwortlichkeit, Personen, die Verantwortung übernehmen und das Sagen haben. Aber die Organisationsformen werden sich interdisziplinär bewegen und auf Miteinander und Füreinander entwickeln müssen.
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Selbstmanagement
Damit ist die Fähigkeit gemeint, die persönliche und berufliche Entwicklung ohne ständige Rückmeldung und Unterstützung anderer voranzutreiben: sich selbst Pläne machen, Ziele setzen, erkennen, welches Wissen man sich dafür aneignen muss und welche Tools man braucht. Was außerdem dazugehört: die Fähigkeit, Impulse aufzuschieben und seine Ziele stetig zu verfolgen – und auch in Stresssituationen die eigenen Emotionen im Griff zu haben.
Wir als Rheindorf Stiftungsmanagement versuchen, uns im Sinne dieser werteorientierten sieben Eigenschaften stetig weiterzuentwickeln und begleiten Sie auf dem Weg zu ihrer Stiftungsidee gerne.
In diesem Sinne sind wir gespannt auf Ihr Feedback, ob Sie sich in diesen Themen an ihren Arbeitsplätzen im Dritten Sektor wiederfinden? Ob Sie anderer Meinung sind oder auch gerne Ergänzungen haben. Vielen Dank.
Ihr Michael Rheindorf
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