Einblicke in unser aktives Stiftungsmanagement – Türkeihilfe
Es ist Montagmorgen, 6. Februar 2023. Ich sitze im Auto auf dem Weg nach München, um mit einem Software-Unternehmen über die Entwicklung sinnvoller Stiftungssoftware zu sprechen.
Im Hintergrund läuft der Deutschlandfunk und die Sprecher berichten, welch tragisches Ereignis sich in der Türkei und Syrien zugetragen hat. Erdbeben der Stärke 7,9 und 7,7 haben die Erde erschüttert und zahlreiche Gebäude, darunter auch Krankenhäuser und Verwaltungsgebäude, zerstört. Die Katastrophe überrascht die meisten im Schlaf. Tausende werden verschüttet. Es wird von 1000 Todesopfern, vielen Verletzten und 10.000 Verschütteten gesprochen.
Das Autotelefon klingelt. Eine besorgte Mandantin ruft an und berichtet, dass in der Türkei zahlreiche Verwandte, Freunde und Bekannte betroffen seien. „Herr Rheindorf, hier müssen wir etwas tun!“, schallt es über den Lautsprecher.
Tragödie hat ein Gesicht
Die Nachrichtenmeldung im Rundfunkt bekommt direkt ein Gesicht – vor meinem inneren Auge zeigen sich die ganze Tragödie, die Sorge und die Not, die die Menschen gerade umtreibt. Ich beruhige die Mandantin mit den Worten: Ich bin gerade auf dem Weg nach München, aber ich denke mal darüber nach!
Wieder klingelt das Telefon, ein junger Mann ist dran und fragt, ob wir eine Aktion zur Hilfe der Türkei und Syrien hätten oder ob ich ihm einen Tipp geben könne, an wen er sich wenden solle. „Wir überlegen gerade, wie wir hier helfen können, senden Sie mir doch bitte eine E-Mail. Ich melde mich dann zeitnah bei Ihnen, sobald wir etwas anlaufen lassen“, sage ich ihm. So geht es eine ganze Weile. Das i-Tüpfelchen ist der Anruf von Nazan Eckes. Mit ihr hatte ich vor ein paar Jahren die Soforthilfe Türkei für die Flut- und Brandkatastrophe organisiert. Sie kann das Elend vor Ort in der Türkei und Syrien kaum fassen. Ihr gehen die Bilder der verschütteten Menschen und vor allem der Kinder nicht aus dem Kopf.
Ich bin mittlerweile gut 300 Kilometer von meinem Büro entfernt, fahre durch den schneebedeckten Spessart und habe soeben den Entschluss gefasst: „Ja, Rheindorf – da müssen wir etwas tun.“ Ich rufe die Gesprächspartner des heutigen und morgigen Tages in München an, erläutere ihnen die Situation und frage ehrlich, ob wir die Gespräche verlegen könnten. „Natürlich verlegen wir – und geben Sie mir bitte Bescheid, wenn Sie die Spendenaktion am Laufen haben – da mache ich mit“, heißt es.
Ich wende an der nächsten Ausfahrt, mein Navigationssystem verspricht, dass ich um 15 Uhr im Büro sein werde. Während der Autofahrt habe ich schon einen Ablaufplan und die notwendigen Schritte überdacht und vorbesprochen. Ich formatiere eine Spendenkonto bei PayPal (ein Spendenmedium der Moderne) und reaktiviere eine Stiftungsspendenkonto. Ein Aktionslogo, den Spenden-QR-Code und zum Wohle der Transparenz der künftigen Spendeneinnahmen gestalte ich ein Kampagnen-Layout.
Spendenkampagne mit Nazan Eckes und Summer Cem
Im Hintergrund läuft das Radio. Im Halbstundentakt melden die Nachrichtensprecher eine steigende Zahl von Todesopfern, aber zum Glück auch aus den Trümmern gerettete Menschen. Noch am selben Abend steht die Kampagne. Nazan Eckes und der deutsch-türkische Sänger Summer Cem wollen zu Spenden aufrufen. Die Kampagne startet am 7. Februar um 9 Uhr.
Es macht mich unsagbar dankbar, dass Menschen wie Nazan Eckes und der Sänger Summer Cem bereit sind zu helfen und ihre Reichweite und Aufmerksamkeit nutzen, um den Menschen zu zeigen, wie man unterstützen kann. Viele wollen helfen, aber was kann ich tun? In den ersten 24 Stunden erreichen wir dank tausender Einzelspender einen Betrag in Höhe von 70.000 Euro.
An meinem Schreibtisch versuche ich, verlässliche und seriöse Akteure zu finden, die die Hilfe vor Ort durchführen können und die dafür sorgen, dass die Hilfe auch wirklich dort ankommt, wo sie benötigt wird.
Eine große Hilfe sind Nazan Eckes und ihr Team, die Kontakt zu sehr bürgernahen Einrichtungen und Organisationen herstellen können. Eine Unternehmerin aus Leverkusen, Frau Dogan von der TEBAS GmbH, hilft mir dabei, mit den zum großen Teil nicht deutsch oder englisch sprechenden Verantwortlichen in Kontakt zu treten.
Unglaubliches Spendenaufkommen
48 Stunden nach Beginn der Spendenaktion haben wir 160.000 Euro Spenden eingesammelt. Alle sind sprachlos und unendlich dankbar. Damit können wir helfen.
Zahlreiche Telefonate mit Menschen, die ebenfalls Spenden sammeln oder sogar ein eigenes Fußballturnier zugunsten der Erdbebenhilfe organisieren wollen. Eine großartige Idee, denn diese Katastrophe wird die Menschen in der Türkei und Syrien noch länger beschäftigten. Zahlreiche Menschen sind obdachlos, es ist Winter in der Türkei und die Menschen leben in Notunterkünften bzw. es müssen noch solche gebaut werden.
Es wird ein langer Weg, aber die organisierte Zivilgesellschaft in Deutschland hilft. Es ist so unendlich schön, in diesem Beruf als Stiftungsmanager arbeiten zu dürfen und gerade in schlimmen Zeiten Teil einer Lösung sein zu können.
Ein Zitat aus der Presseschau des Deutschlandfunks vom Lausitzer Merkur bewegt mich die letzten Tage. Dort heißt es: „An Tagen solcher Tragödie zeigt sich, dass Konflikte und Kriege von Regierungen geführt werden. Die Völker aber sind Menschen.“
Danke für Ihr Engagement und danke für die zahlreichen Spenden und Ideen. Selbstverständlich gilt es noch viele Schritte und Aufgaben zu erarbeiten, denn letztlich muss die Hilfe vor Ort auch tatsächlich ankommen. Darauf legen wir unseren Schwerpunkt und arbeiten hier mit seriösen Organisationen und einem kompetenten und erprobten System zusammen.
Über diese Aktionen werden wir in der Folge gerne regelmäßig berichten. Denn die Hilfe vor Ort und die Hilfe bei den Menschen selbst macht all die Mühe und Arbeit leicht.
Benefizkonzert für die Türkeihilfe
Für den 16. Februar 2023 haben SummerCem und KC Rebell mittlerweile das ‚Alle zusammen – Benefizkonzert für die Erdbebenopfer‘ in der Columbiahalle am Columbiadamm 13-21 in Berlin organisiert. Es findet vor Ort und auf YouTube statt, auftreten werden Summer Cem, KC Rebell, Ezhel, Kool Savas, UFO361, Samra, Veysel, AK Ausserkontrolle, Ramo und viele mehr. Damit so viel Hilfe wie möglich bei den Opfern des Erdbebens ankommt, werden mit dem Ticketpreis nur die Selbstkosten gedeckt. Alle wichtigen Informationen unter https://online-ticket.shop/
Spenden
Wer für die Erdbebenopfer in der Türkei und Syrien spenden möchten, kann dies hier tun:
Stiftung Deutsche Stiftungskultur
IBAN: DE12 3706 2600 4022 5930 19
Stichwort: Erdbebenhilfe 2023
Pressemitteilung
Die Johanniter haben für die Förderungen aus unserer Spendenaktion mit Nazan Eckes und Summer Cem übrigens auch schon eine Pressemitteilung herausgegeben:
Die Moderatorin und der Rapper mit türkischen Wurzeln hatten bereits direkt nach dem Erdbeben zu Spenden aufgerufen. In einer ersten Aktion wird mit den gesammelten Geldern gemeinsam eine Suppenküche eingerichtet.
„Die schockierenden Bilder aus der Türkei lassen mich nicht los. Deshalb habe ich zusammen mit Cem direkt zu Spenden für die Betroffenen aufgerufen“, so Nazan Eckes. „Mit den Johannitern haben wir einen kompetenten Partner an Bord, der uns bei der Umsetzung unterstützt.“
Die Johanniter sind seit dem Erdbeben in der Türkei tätig und haben ein Nothilfeteam vor Ort. Gemeinsam mit ihrem Partner MAPS werden derzeit zwei Suppenküchen im türkischen Gaziantep betrieben. 15.000 Menschen werden hier täglich mit warmen Essen versorgt.
„Dank der Spenden von Nazan Eckes und Summer Cem können wir nun eine weitere Suppenküchen in der am schwersten betroffenen Provinz Hatay einrichten“, sagt die Leiterin des Johanniter-Einsatzstabs Magdalena Kilwing. „Weitere 1.500 Menschen können hier dann täglich mit vollwertigen Mahlzeiten versorgt werden.“ Unterstützt wird die Spendenaktion von Nazan Eckes und Summer Cem durch die Stiftung „Deutsche Stiftungskultur“.
„Wir Johanniter sind sehr dankbar für diese Unterstützung, mit der wir sofort humanitäre Nothilfe für die betroffenen Menschen leisten können. Gleichzeitig stellen wir uns darauf ein, dass die Menschen in der Katastrophenregion noch lange Hilfe brauchen werden. Mit unseren langjährigen Partnern werden wir sie auch beim Wiederaufbau unterstützen.“, sagt Susanne Wesemann, Leiterin der Johanniter-Auslandshilfe.
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